Der Mutmacher
Der Mutmacher
Liebe Elzerinnen und Elzer,
zum 4. März 2021 ....durch die Nacht
zum 4. März 2021 ....durch die Nacht
In dieser Woche würde Julie Hausmann ihren 195. Geburtstag feiern: am 7. März 1826 wurde sie in Riga/Lettland geboren. Bekannt wurde sie als Dichterin.
Von ihr wird erzählt:
Sie war mit einem Pfarrer verlobt. Der wollte als Missionar nach Afrika gehen. Um sich mit den Lebensverhältnissen dort vertraut zu machen, reiste er voraus. Julie sollte nachkommen. Dann würden sie auf der Missionsstation heiraten.
Schließlich war es so weit: Julie bestieg das Schiff, das sie – nach wochenlanger Reise – zu ihrem geliebten Menschen bringen sollte. Endlich war der Zielhafen erreicht. Aber nicht ihr Verlobter stand an der Anlegestelle, sondern der Leiter der Missionsstation. Mit schonenden Worten teilte er ihr mit: der Mann, mit dem sie den Lebensbund schließen wollte, ist an einer heimtückischen Seuche gestorben und vor drei Tagen beerdigt worden. So stand Julie nun am Grab des Menschen, an dessen Hand sie durch ein gemeinsames Leben gehen und die gute Nachricht von Gott weitergeben wollte....Was sie in dieser Stunde bewegte, hielt sie noch am selben Abend in einem Gedicht fest:
So nimm denn meine Hände / und führe mich
bis an mein selig Ende / und ewiglich.
Ich mag allein nicht gehen, / nicht einen Schritt:
Wo du wirst gehn und stehen, / da nimm mich mit.
In dein Erbarmen hülle / mein schwaches Herz
und mach es gänzlich stille / in Freud und Schmerz.
Lass ruhn zu deinen Füßen / dein armes Kind:
Es will die Augen schließen / und glauben blind.
Wenn ich auch gleich nichts fühle / von deiner Macht,
du führst mich doch zum Ziele / auch durch die Nacht:
So nimm denn meine Hände / und führe mich
bis an mein selig Ende / und ewiglich!
Julie Hausmann blieb unverheiratet. Lebenslang litt sie unter chronischen Kopfschmerzen und Schlaflosigkeit. Auch viele Kuren brachten keine Linderung.
Eine Freundin bedrängte sie, ihre Gedichte zu veröffentlichen. Schließlich stimmte sie zu – unter der Bedingung, dass ihr Name dabei nicht genannt wird. Unter dem Titel Maiblumen erschien das Buch 1862 und wurde zum Bestseller. Den Erlös spendete Julie Hausmann für soziale Einrichtungen in Berlin und Hongkong.Das Gedicht „So nimm denn meine Hände“ war bald ein Volkslied. Ein Reisender berichtet, er habe 1869 bei einer Bahnfahrt in der Schweiz erlebt, wie alle Mitreisenden es – auswendig – gesungen haben.
Pastor i.R.