Der Mutmacher
Der Mutmacher
Mutmacher 15
Manchmal denke ich, dass ich auch gerade deshalb so gerne Motorrad fahre, weil sich entgegenkommende Fahrer grüßen, wir nehmen kurz die linke Hand vom Lenker zeigen auf die Straße oder auf den entgegenkommenden Fahrer oder heben sie ganz allgemein zum Gruß – ich finde das hat was.
Wer der andere Fahrer oder die andere Fahrerin ist, bleibt unbekannt. Mit Helm und Motorradkluft sind die anderen Menschen nahezu unkenntlich, dick oder dünn lässt sich noch unterscheiden, dann ist aber auch schon Schluss.
Steck ein junger oder ein älterer Mensch unter der Montur – ich erfahr es nicht solange die Menschen auf dem Motorrad sitzen und das Visier unten ist. Deutlicher wird es, wenn die Menschen von der Maschine steigen, da lässt sich dann vielleicht an den Bewegungen noch das Alter schätzen und spätestens, wenn der Helm runter ist, sind weitere Rückschlüsse möglich.
Aber auch die Leder- oder Textilsicherheitskleidung ist so eine Sache, da kann aus einem Hänfling schon mal – rein optisch – ein Muskelpaket werden... und vor einem fast fünfzigjährigem harmlosen Diakon bekommt das Gegenüber plötzlich gehörigen Respekt – also noch mehr 😉.
Die Textilkleidung, die ich zum Motorradfahren trage, schätze ich sehr, sie gibt mir auf der Maschine ein gute Gefühl der Sicherheit. Ich rase nicht, ich fahre nicht waghalsig, aber ich fühle mich sicher und rundum geschützt, durch starkes Material, durch Protektoren – also zusätzliche Schutzpolster an Knieen, Ellbogen, Schultern und Rücken – und der Helm auf dem Kopf tut sein Übriges dazu – so könnten sich Ritter gefühlt haben, denke ich manchmal.
Wer der entgegenkommende Mensch – auf der Maschine ist – erfahre ich nicht. Manchmal finde ich es schade, dass dieser Mensch den Motorradfahrergruß nicht erwidert. Das ist doch etwas Nettes – aber wie überall gibt es eben unter Motorradfahrenden solche und solche.
Ein einfacher Gruß, mein einfacher Gruß wird oft nicht erwidert, auf der Straße, in Geschäften, bei Veranstaltungen, selbst im Gottesdienst. Das betrübt mich tatsächlich immer wieder.
Was soll das? Jemand geht in den Gottesdienst um Gottes Barmherzigkeit, Güte und Liebe zu feiern, schafft es aber gleichzeitig nicht, seinen Mitfeiernden freundlich zu grüßen – da stimmt dann aber was nicht! Und wenn dieser Menschen dann noch zum Abendmahl gehen… ?
Nehmt Euch die Zeit einen Blick nach links und rechts zu werfen, Euren Nächsten, Eure Nächste anzuschauen und zu grüßen, ein freundliches guten Morgen, guten Tag, guten Abend genügt schon. Und wenn sie mit Euch reden wollen, denkt daran, dass Ihr vielleicht an diesem Tag der einzige Kontakt seid, den Eurer Gegenüber hat! Und es tut auch gar nicht weh, Ihr braucht keine Schutzkleidung, baut keine Mauern um Euch auf, macht Euch nicht unkenntlich!
Nehmt einander an, wie Christus euch angenommen hat zu Gottes Ehre (Römer 15,7)
Es grüßt Sie und Euch
Diakon Lars Schöler
unter "Gottesdienst" ist die ganze Reihe zu finden.