Der Mutmacher
Der Mutmacher
(Zweite Ausgabe)
Liebe Elzerinnen und Elzer,
zum 11. Februar 2021
Der viele Schnee nervt: Mehrmals am Tag ziehe ich meine Stiefel an, dann die dicke Jacke, die Mütze und schließlich die Handschuhe. Dann greife ich zum Schneeschieber und schippe Schaufel um Schaufel Schnee zur Seite, bis unsere Einfahrt und unser Bürgersteig frei ist - wohlwissend, dass nach wenigen Stunden die Arbeit erneut beginnen wird. Schon jetzt, nach wenigen Tagen mit viel Schnee, höre ich auch andere stöhnen: Ich kann keinen Schnee mehr sehen. Der Schnee nervt.
Der Schnee verbindet uns aber auch untereinander. Ganz Elze ist weiß und gefühlt greift ganz Elze zum Schneeschieber. Fast jedes Mal, wenn ich Schippen gehe, treffe ich Nachbarn, die auch Schnee räumen. Oft plaudern wir über den Schnee, über dieses und jenes oder unterstützen uns gegenseitig dort, wo wir können. Ich habe mir einen Schneeschieber ausgeliehen, wir haben zusammen unsere Einfahrten freigeräumt und für einen älteren Nachbarn schippt so mancher von uns einfach mit. Ich freue mich über Kinder, die ich sehe, die sich in den Schnee fallen lassen und darüber, dass unsere Austrägerin uns trotz des vielen Schnees am frühen Morgen treu die Zeitung bringt. Auch sehe ich immer wieder Enkel, Söhne oder Töchter, die ihre Eltern oder Großeltern beim Räumen unterstützen.
Der Schnee verbindet uns.
Der Schnee verbindet uns.
Und der Schnee bringt Frieden. Weniger Autos fahren durch unsere Straße und der Blick aus dem Fenster in den verschneiten Garten tut meiner Seele gut. Ich liebe es, nach dem Schneeschippen mit meiner Frau eine warme Tasse Tee oder Kaffee zu trinken und dankbar auf die erledigte Arbeit zu blicken. Irgendwie wird die Welt durch den Schnee ein wenig friedlicher.
Als ich am letzten Sonntagmorgen einen Schneespaziergang zu unserer Peter- und-Paul-Kirche gemacht habe, bin ich um Punkt 9 Uhr vom Hanlah die Straße ‚Am Sonnenberg‘ hinabgegangen. Der Wind wehte die Schneeflocken in mein Gesicht ebenso wie er den Schnee vor mir über die Straße trieb. In der Ferne erkannte ich verschwommen unsere Kirche, deren warmes Glockengeläut durch das Schneetreiben zu mir heraufklang. Wie auch sonst im Leben, dachte ich: Manchmal erkennen wir den Sinn unseres Lebens nur undeutlich. Aber er ist da. Wir Christen nennen ihn Gott. Auch wenn wir ihn manchmal nur unklar erkennen, bleibt er auch im Schneetreiben des Lebens bei uns und gibt uns unsere Mitte; so wie auch die Kirche unserer Stadt ihre Mitte gibt.
Ja, der Schnee nervt, aber er bringt uns auch zusammen und macht die Welt ein wenig friedlicher. Und erinnert uns daran, dass sich hinter allem ein tiefer Sinn verbirgt, auch wenn wir ihn im Schneetreiben des Lebens manchmal nur verschwommen sehen.
Bleiben Sie behütet und behalten Sie ihren Lebensmut
Ihr
Pastor Jens-Arne Edelmann